Aussaat auf der Fensterbank
Der lange Winter nervt, und die Sehnsucht nach frischem Grün fürs Auge treibt so manchen Hobbygärtner in die Gartencenter, wo bunte Samentüten in die Einkaufswagen wandern, Torfquelltöpfe, sowie das eine oder andere Minigewächshaus für die Fensterbank. Diese Ausrüstung kann man gut benutzen, wenn nur wenige Sommerblumen für den Balkonkasten vorgezogen werden sollen. Doch es geht auch ressourcenschonender und preiswerter, vor allem, wenn die Planung vorsieht, einen ganzen Garten oder Hinterhof mit Gemüse und Blumen zu bestücken. Wie das funktioniert, erkläre ich in meinem Video „Alternative Anzuchttöpfe“:
Sonntag, 08. März 2009
Aussaat in Saatschalen
Dafür eignen sich im Grunde alle flachen Plastikbehälter, die keine Löcher im Boden haben. Ich habe seit Beginn der Aussaatphase jeden eckigen Quarkbecher, GemüsePlastikschalen aus dem Supermarkt, abgeschnittene Unterteile von Tetrapacks, etc. gründlich ausgewaschen und als Kiste für die Anzuchttöpfe benutzt, ebenso eckige Tupperware. Ich benutze nur eckige Gefäße, weil sie platzsparender unterzubringen sind.
Vielen Menschen genügt es auch, die Samen direkt in die Aussaatschalen zu säen und sie nach der Keimung in Anzuchttöpfe pikieren. Ich neige jedoch dazu, die zarten Keimlinge und Würzelchen beim Pikieren versehentlich umzubringen, und so säe ich direkt in die Töpfchen und stelle sie in die Saatschalen.
Torfquelltöpfe oder Jiffy Pots
Auch ich habe wider besseren Wissens kürzlich eine Packung Torfquelltöpfe erstanden. Man muss die Tabletten in Wasser einweichen, sie quellen innerhalb weniger Minuten auf und sind bereit für die Aussaat. Allerdings habe ich viel vor in diesem Jahr und eine fünfzig-Stück-Packung kostete mehr als 5,- Euro. Bei vielen Pflanzen kann sich das schnell zum echten Kostenfaktor entwickeln. Außerdem regte sich mein grünes Gewissen, denn mit der Nachfrage nach Torf beschleunigt man den Abbau der Moore, und das möchte ich wirklich nicht unterstützen. Deshalb lasse ich auch die Jiffy-Pots im Ladenregal stehen, gepresste Torftöpfe, die man mit Aussaaterde füllen kann.
Alternativen
Ich habe Kerne von Toilettenpapierrollen in zwei Hälften geschnitten, diese aufrecht in die Saatschalen gestellt, mit Aussaaterde befüllt und die Samen hineingesteckt. Die Papp-Abschnitte sind unten offen, und das ist ganz praktisch, weil die Wurzeln beim Umtopfen in größere Gefäße ungehindert nach unten durchwachsen können. Als mir die
Klorollen ausgingen, habe ich kleine Töpfe aus Zeitungspapier gebastelt. Das geht schnell und unkompliziert, wie im Video und auf den folgenden Fotos zu sehen ist:
Nach der Aussaat
Die Töpfe werden nun in den Saatschalen gut gewässert. Auch die Pappe, bzw. das Papier sollte gut durchfeuchtet sein. Anschließend das überschüssige Wasser abgießen und die Schale in einen Gefrier- oder Frühstücksbeutel stecken, verschließen und BESCHRIFTEN, denn für die Pflanzung, v.a. von Gemüse, sollten wir schon genau wissen, was da wächst, denn es gibt ja Pflanzen, die sich miteinander gar nicht vertragen. Nun das gesamte „Paket“ möglichst an einen warmen Ort stellen, denn Wärme beschleunigt die Keimung, und wir sind ja alle ungeduldig.
Kontrolle
Die Saatschalen bitte jeden Tag kontrollieren, und die Tüte entfernen, sobald sich die ersten Keimlinge zeigen (die Tüten kann man gut trocknen und für die nächsten Aussaaten benutzen). Das kann sehr schnell gehen – mein erster Kürbiskeimling war innerhalb von drei Tagen so weit. Ließe man die Tüte drum, würde der Keimling irgendwann faulen. Ich stelle die Schalen also ans Fenster, möglichst hell, damit die Minipflänzchen nicht vergeilen, also nicht bleich, spillerig und dürr werden. Wichtig ist nun, darauf zu achten, dass die Töpfe nicht
austrocknen und schön gleichmäßig feucht bleiben. Aber auch jetzt bitte kein Fußbad einfüllen, das mögen die Wurzeln nicht.
Im Video oben oder auf meinem youtube-Kanal ist alles noch einmal genau zu sehen.
Auf einen Blick
Was benötige ich für die Aussaat?
- eckige Plastikschalen (Tupperware, Quarkbecher, Gemüseschalen, etc.)
- halbierte Toilettenpapierrollen oder eine Tageszeitung und Tesafilm
- Gefrierbeutel und / oder Frühstücksbeutel aus Plastik
- Papier, Label oder Pflanzenstecker zum Beschriften (Pflanze und Ausaatdatum)
Alles, was ihr sonst noch für die Aussaat brauchen könnt*
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Back to the roots – die Bauerngartenfee
Als Kind habe ich meiner Oma den Gartenweg umgegraben - ich wusste es nicht besser. Zum Glück habe ich einiges dazugelernt.
Freitag, 06. März 2009
Pflanzen haben in meinem Leben schon immer eine ganz besondere Rolle gespielt, und ich weiß, dass es vielen Menschen so geht.
Ob Zimmergarten, Balkonparadies, Stadtgarten, Bauerngarten, Hofgarten – Menschen lieben es, sich mit Blumen zu umgeben. Doch im Zuge der LOHAS*-Bewegung (und der Finanzkrise) besinnen sich immer mehr Menschen wieder buchstäblich auf ihre Wurzeln und bauen Obst und Gemüse selber an. Dies ist einer der Gründe, weshalb ich dieses Blog
gestartet habe.
Ich gestehe, ich bin ziemlich aufgeregt, denn ich habe viel vor. In unserem Garten, aber auch mit diesem Blog. Ich bin nicht sicher, ob es am langen Winter liegt, doch in diesem Jahr sehne ich mich besonders danach, endlich wieder raus in den Garten zu gehen.
Der Anfang
Mein Gartenleben begann im Garten meiner Großmutter. Omi hatte einen Mietergarten, ganz in der Nähe ihrer Wohnung, Ich war immer begierig dort zwischen Flieder, Tulpen und Kirschbäumen zu arbeiten. Eines Tages, ich muss so fünf Jahre alt gewesen sein, wollte ich ihr einen Gefallen tun: Umgraben war das Zauberwort. Ich muss Stunden gebuddelt
haben. Zum Glück hatte ich eine Omi mit viel Verständnis, deshalb seufzte sie nur laut anstatt zu schimpfen: Ich hatte den größten Teil ihres Gartenweges umgebraben…
Zimmerpflanzen
Anfang der 80er bekam ich von Freunden zu allen möglichen Anlässen Pflanzen geschenkt, kaufte mir aber auch selbst welche. In der Steglitzer Schlossstraße gab es einen Pflanzenladen im Einkaufszentrum, in dem ich „Theo“ erstand, einen Drachenbaum dessen Stamm ca. 5cm hoch war. Theo lebt heute noch, hat sich verzweigt und wir mögen uns noch immer. Er ist auch die einzige meiner Pfanzen mit Namen :-)
Fassadenbegrünung
Während meines Stadtplanungsstudiums entdeckte ich mein Herz für Fassadenbegrünung. Über die Vorteile habe ich sogar eine Semesterarbeit geschrieben. Ich wohnte jedoch in einem Miethaus, und bekam keine Erlaubnis, die Fassade mit Kletterpflanzen zu begrünen. So begnügte ich mich damit, in einer ollen Obstkiste, die ich mit einem Müllsack ausgeschlagen hatte, vier selbstgezogene Paprikapflanzen auf dem Balkon zu kultivieren. Das Ergebnis war sehr schmackhaft, da ich mit selbstgemachter Brennesseljauche gedüngt hatte.
Gemüseanbau auf der Tiefgarage
Eine weitere Station meines Gärtnerlebens, an die ich mich sehr gut erinnere, waren die ersten selbst gezogenen Tomaten und Zucchinis. Wir waren in eine Neubauwohnung gezogen, unter deren Hof die Tiefgarage ag. Auf dem Balkon wuchs Schlingknöterich und Wilder Wein (Parthenocisscus quinquefolia). So hatte ich zumindest im Kleinen die Fassade am Balkon begrünt. Aber ich wollte mehr. Von der Hausverwaltung holte ich mir die Erlaubnis, ein kleines Beet zu beflanzen. Auf dem Garagendach, hinter einem Schuppen (so dass ich das
Beet vom Fenster aus leider nicht sehen konnte), trennte ich einen Bereich ab, den ich nach allen Regeln des biologischen Gartenbaus bearbeitete: Senfsaat bereitete das Beet als Gründüngung vor, ich arbeitete Horn-, Blut und Knochenmehl in die Erde ein und während der Wachstumsphase des Gemüses kam wieder Brennesseljauche zum Einsatz.
Was soll ich sagen? Ich erntete 2,5-Kilo-Zucchini!
Ja, inzwischen weiß ich, dass man nicht so lange warten soll, und die Zucchini lieber bei einer Länge von ca. 25 pflückt, dafür aber immer weitere Früchte ernten kann. Das war mir damals jedoch egal. Ich war stolz auf meine Megazucchinis, und habe sie gewürfelt eingefroren. So hatten wir immer etwas, was wir in den Eintopf schmeißen konnten.
Die Tomaten wurden leider von Kindern in den Gulli geschmissen, dabei waren die richtig toll. Und das vollkommen ohne Regenschutz!
Der eigene Garten
Ich war ziemlich begeistert, als wir mit dem Haus ca. 600qm Garten dazukauften. Leider wuchs das Unkraut hier draußen viel schneller als in der Stadt, und bis heute habe ich noch nicht alle „Altlasten“ ausgerottet. Wobei ausrotten nicht das richtige Wort ist, aber ich wollte den Garten eben gerne nach meinen Wünschen gestalten, und nicht nach denen der Vorbesitzer.
Glücklich war ich mit dem Garten nur halb. Nie wieder hatte ich so fantastische Zucchini, die Tomaten sind mir verregnet, und als ich sie im Gewächshaus pflanzte, war im ersten Jahr so viel Kondenswasser auf den Pflanzen, dass auch hier wieder die Krautfäule zuschlug.
Stockrosen (Alcaea rosa) weigern sich bis heute hartnäckig, in unserem Garten überhaupt zu wachsen, dabei sind sie für mich der Inbegriff eines Bauerngartens.
Mein Fehler
Ich hatte endlich einen echten Garten, dabei jedoch die Grundsätze des Biologischen Gärtnerns komplett vernachlässigt. Keine Gründüngung mehr, kein Mulchen, keine Brennesseljauche, kein anständiger Kompost. Der Versuch, einen Thermokomposter zu benutzen, schlug auch fehl, weil ich nicht auf genügend Feuchtigkeit geachtet hatte. Ich war wohl zu sehr mit dem Unkrautrupfen beschäftigt gewesen. Und in den letzten Jahren habe ich vor lauter Bücherschreiben kaum noch das Haus verlassen.
Wenn ich allerdings drinnen sitze und mir nur wünsche, ich könnte in den Garten gehen, bin ich weniger produktiv, als wenn ich dem Verlangen nachgehe, und in der verbleibenden Zeit letztlich schneller schreibe.
Umdenken
In diesem Winter hat mich dann eine ziemlich heftige Schreibblockade gepackt. Deadlines wurden verschoben, einfach weil mein Kopf dicht war, vom ständigen Starren auf den Monitor, ohne Input vom Leben draußen. Und das was unfreiwillig als Input kam, war durch die Bank negativ.
Erst als ich den ersten Kürbissamen in einen Topf steckte, der innerhalb von drei Tagen keimte und sagte: „Hey, Kopf hoch, bald ist Frühling, wie packen das!“, ging es mir besser und die Ideen kamen zurück.
Am Wochenende habe ich das Gewächshaus geputzt, heute einen einfachen Laubkompostsilo gebaut. Es wird kompostiert, gemulcht, Jauche angesetzt, und dann wollen wir doch mal sehen, ob wir den widerspenstigen Garten nicht in den Griff bekommen.
Die Projekte werden mit Fotos und v.a. Videos begleitet, und ich hoffe, ich kann viele Anregungen für andere Hobbygärtner geben, sowie für alle Menschen, die sich überlegen, der Natur wieder bewusster zu begenen und mit Ressourcen schonender umzugehen.
Ich freu mich schon drauf!
***
*LOHAS = Lifestyle of Health and Sustainability
(Die Bewegung für ein gesundes Leben mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit)
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