Jürgen Feder, der Extrem-Autobahnbotaniker aus TV Total

Freitag, 25. Januar 2013

GrafikGestern hab ich mal wieder TV Total geschaut. Ich kann dabei meist wunderbar einschlafen ;-) Gestern zeigte Raab jedoch Ausschnitte aus einer Sendung über einen Autobahnbiologen. Erst dachte ich, was für ein Freak! Das ist Jürgen Feder sicher auch irgendwie, aber im Talk mit Raab war ich doch ziemlich beeindruckt.

Herbarium

© Maksim Shebeko - Fotolia.com

Liebe Kinder ;-)
wisst ihr, was eine Botanisiertrommel ist? Aus dem Dinosaurierland, aus dem ich komme, wusste man das noch. Das ist ein zylinderförmiges Gefäß, meist aus Blech, das man sich um den Hals oder über die Schulter hängen und Pflanzen darin sammeln konnte, damit sie frisch blieben, bis man sie zu Hause presste und in ein Herbarium klebte. Herbarium, das ist auch so ein Ding, was heute kein Mensch mehr kennt. Kurz gesagt, ist das eine Sammlung von Papierbögen auf denen die gepressten Pflanzen aufgeklebt und beschriftet werden. Als Herbarien erfunden wurden, gab es noch keine Fotoapparate, und das Pressen der Pflanzen war die einzige Methode um Pflanzen so zu konservieren, dass man die Arten bestimmen und mit anderen Pflanzenfunden vergleichen konnte.

Autobahnbegleitvegetation

Solche gepressten Pflanzen hatte Jürgen Feder auch bei TV Total dabei. Er beklagte das "Aussterben" der Botaniker, denn es werden immer noch neue Pflanzenarten entdeckt oder zumindest welche, die in unseren Breitengraden neu sind. Und die findet er vor allem an Bahnstrecken oder Autobahnen, weil die Samen von Pflanzen mit den Reifen oder dem Fahrtwind oft von weit her mitgenommen und weitertransportiert worden sind. Eine Pflanze, die eigentlich im Mittelmeerraum heimisch ist (und die jeder von uns für just another f*cking Unkraut gehalten hätte), fühlt sich im Schatten einer Autobahntoilette wohl. Jürgen Feder ist über diesen Fund total ausgeflippt, weil es spannende Rückschlüsse auf die zukünftige Veränderung der Vegetation zulässt.

Dünger, der Feind vieler Pflanzenarten

Zusammen mit einigen anderen Botanikern hat der Bremer die Vegetation in Bremen und Niedersachsen zu Studienzwecken kartografiert. Der gelernte Landschaftsgärtner macht das, wohlgemerkt, als Hobby. Wenn niemand mehr die Pflanzen bestimmt, was dann? Vor allem an solch ungewöhnlichen Orten kümmert man sich ja i.A. nicht um das, was da so wächst. Dabei ist die Vegetation entlang der Autobahn besonders vielfältig, weil dort nicht gedüngt wird, und viele Pflanzen auf gedüngten (Garten-)Böden gar nicht überleben. Er wünscht sich viele Menschen, die bei der Bestimmung mithelfen. Und so strange er auch rüberkommt, Stefan Raab sagte am Ende das, was ich die ganze Zeit über dachte: "DAS ist wahre Leidenschaft!" Etwas, was so vielen Menschen heute vollkommen abgeht.

Verblüffend auch, dass der Extrembotaniker, wie Raab ihn nannte, einen exorbitant großen Teil der Sendezeit erhielt. Mehr als viele Promis.

Ihr könnt euch die komplette Sendung hier ansehen.

Wer weiß, vielleicht presse ich auch wieder mal ein paar Blümchen. Als Kind habe ich das in meiner Freizeit getan und vielleicht wäre solch eine Aufgabe heutzutage mal wieder etwas für Schüler. Denn eine selbst gepresste Pflanze, bei der man ggf. vorher einen dicken Stiel mit dem Skalpell halbieren musste, bleibt nach der Bestimmung sicher besser im Kopf, als wenn man nur die Google-Bildersuche anklickt. Irgendwie hat es was von Pioniergeist, auch wenn es ziemlich nostalgisch ist. Apropos Pflanzenpresse: Früher habe ich ein Telefonbuch dafür genommen. Die Telefon-CD-Roms machen das Ganze jetzt auch komplizierter *g*

Schön, wenn eine Unterhaltungssendung mal zum Nachdenken anregt. Und der Typ selbst hatte auch echten Unterhaltungswert ;-) Solche Leute braucht man manchmal einfach, oder?

Liebe Grüße

Grafik P.S.: Vielleicht mögt ihr auch