Praktisch

Dienstag, 12. Februar 2008

Einfach zum Arzt gehen, und gesund werden, ohne dass er was verschreibt :-)
Es muss mir schon schlecht gehen, bevor ich zum Arzt gehe (nicht ohne Grund war ich sechs Jahre nicht mehr dort).
Ich hab dem armen Mann dann eine Liste von mehr oder weniger seltsamen Symptomen entrollt (eine komplette DIN A 5 Seite *g*), die sich in den letzten Jahren so angesammelt haben. Einige habe ich dann gar nicht aufgezählt, weil ich das Gefühl hatte, es reicht auch so ;-)
Ich bin ja davon ausgegangen, dass es am Stress liegt, dass ich ekelhafte Extrasystolen habe und unter Drehschwindel (lustig, ich habe eben Drehschweindel geschrieben, auch nett) leide. Und zum Teil mag das auch stimmen. Wobei der Schwindel vermutlich von der Halswirbelsäule kommt, und so blöd, wie ich hier immer an meinem seltsamen Arbeitsplatz hocke, würde mich das auch nciht wundern. Mein Wille, mich endlich in einem Fitnessstudio anzumelden, war eh da, und der Arzt ha mir auch zugeraten. Dann werde ich das mal in Angriff nehmen, und zwar nicht nur zur Therapierung meiner HWS, sondern generell als Beitrag zur vielbeschworenen Work-Life-Balance. In letzter zeit war das einfach alles ein bisschen viel, und Warnsignale des Körpers sollte man ernst nehmen, bevor man tatsächlich ein bisschen tiefer gelegt wird.
So kam zwar gerade wieder ein Auftrag dazu, dafür hat sich aber ein anderer - ohne mien Zutun - auch wieder verschoben. Eine neverendig Story, wie es scheint, die Rahmenbedingungen werden dabei immer schlechter, und wenn es mir nicht so am Herzen läge, hätte ich das Projekt längst begraben und statt dessen mit etwas Frischem einen Neustart auf anderem Niveau beginnen. Ich muss da nochmal drüber schlafen.
However, mein Arbeitspensum hat sich damit entzerrt, ich habe wieder Luft zum Atmen, und zum ersten Mal seit Wochen, war mir nicht schwindelig.
Gestern Abend, Berlinale.
Nun weiß ich, dass ich meinen Wunderpömps aus Frankreich (die mit den 12cm-Absätzen) sogar rennen kann, ohne Probleme zu bekommen. Wir wollten uns "Leo" anschauen, im Cubix. Ein schwedischer Film mit englischen Untertiteln. Die Karten hatten wir schon im Internet gekauft; ich musste sie nur noch abholen. Nach unterwegsem Autowechsel (mit der alten Schleuder darf ich ja nicht mehr in die Stadt, wegen der so super durchdachten Umweltzone *stöhn*) bin ich zum Potsdamer Platz gefahren, Parkplatz bekommen (insgesamt drei an diesem Abend, sehr cool) und bin zum Internet-Ticketcounter gewandert. Hat ja bis 20:00 Uhr auf. Dachte ich. Bis ich auf den Ausdruck schaute, auf dem der Abholcode stand: 19:30 Uhr…. Um 19:22 Uhr hatte ich geparkt…. Schneller wäre ich auch mit Turnschuhen und Düsenantrieb nicht gewesen.
"Leo" also. Sehr close Close-ups, man konnte die Bartstoppeln des Protagonisten zählen. Mit HD-Kamera gefilmt, wie der Regisseur und gleichzeitig einer der Hauptdarsteller des Films, Josef Dingenskirchen (muss ich nochmal nachschauen, Faras, glaub ich, Josef Faras, ja) hinterher verriet. Was er sonst noch sagte, klang, als hätte es kein Drehbuch gegeben. Ein anderer Darsteller witzelte: "Du hast gesagt, mach mal, und ich habe gemacht, was soll ich dazu also sagen?"
Vordergründig ist "Leo" ein Film über Rache, der Gedanke, der jedoch eigentlich dahinter steckt, war: Loyalität. Was würde passieren, wenn einem von uns die Freundin erschossen wird? Würden wir helfen, das Schwein zu beseitigen?
Ob die beiden Freunde Leo helfen, das müsst ihr euch schon selbst anschauen ;-) Ein experimenteller Film, sehr wortkarg, lange Einstellungen auf Gesichter. Ein Tipp: Setzt euch möglichst weit nach hinten, sonst wird euch spätestens bei horizonalen Kamerafahrten (wackelig!) schlecht, weil man so nah dran ist und nicht den geasmten Screen auf einmal sehen kann.
Um eins waren wir zu Hause, und auf der Rückfahrt konnte ich noch eine interessante Beobachtung machen, unsere Freunde und Helfer betreffend: Die Autobahn war leer. Plötzlich im Rückspiegel eine Scheinwerferschwemme, die sich als 13 Mannschaftswagen der Grünlichen entpuppte. Die heizten fröhlich, ohne im Einsatz zu sein, mit 90 dort entlang, wo 60 km/h vorgeschrieben waren. Wie erwartet, fuhren sie zur Polizeikaserne raus. Es haben nicht alle 13 Wagen bei grün über die Ampel geschafft, aber macht ja nix, wenn es knallrot ist (schon zwei Wagen vorher), macht man für drei Sekunden das Blaulicht an und fährt einfach drüber. Schließlich ist Feierabend, wo kämen wir denn da hin, sich von einer roten Ampel davon abhalten zu lassen?
Klar, ich finde es auch albern, nachts an einer roten Ampel herumzustehen, in einer Gegend, in der sich Wildschwein und Igel "Gute Nacht" sagen, aber führe ich dort um die Ecke, würde ich vermutlich verhaftet ;-)

# Petra A. Bauer am 12. Februar 2008 um 16:51 Uhr
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Petra A. Bauer, Berlin - www.writingwoman.de